Freitag, 19. Juni 2009

Familie ist ein zentraler Wert in Europa

Präs. LAbg. Gottweis: Familienministerkonferenz des Europarates in Wien zeigt, dass "Familie" zentraler Wert in Europa ist

Die Familienministerkonferenz des Europarates in Wien hat gezeigt, dass Familie ein zentraler Wert in Europa ist und sich alle Staaten verstärkt um eine bedürfnisorientierte Familienpolitik bemühen, zeigte sich die Präsidentin des österreichischen Familienbundes, LAbg. Andrea Gottweis erfreut.
Neben finanzieller und infrastruktureller Maßnahmen, wird der Vereinbarkeit von Familien- und Arbeitswelt oberste Priorität eingeräumt. Hier ist, und da besteht europaweiter Konsens auch die Wirtschaft gefordert verstärkt flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten, die den Familien vor allem eines ermöglichst: mehr Zeit miteinander verbringen zu können, betonte Gottweis.
Konsens bestand auch darin, dass Väter verstärkt in die Kindererziehung eingebunden werden müssen, engagierte Väter dürfen, so Gottweis abschließend, beruflich keinen Nachteil haben.

Donnerstag, 18. Juni 2009

Auftakt zur Initiative „netzwerk zukunft.familie“


Die NÖ Familienlandesrätin Mag. Johanna Mikl-Leitner eröffnete am 13. Mai 2009 in Baden die Auftaktveranstaltung zur neuen niederösterreichischen Initiative „netzwerk zukunft.familie“. „Mit der Gründung des „netzwerk zukunft.familie“ wollen wir die vielfältigen familienorientierten Aktivitäten und Angebote verschiedenster Organisationen, Vereine und Interessenvertretungen in Niederösterreich besser überschaubar machen und die erforderlichen Maßnahmen effizienter gestalten um so die Bedürfnisse unserer Familien noch treffsicherer erfassen zu können“, so Mikl-Leitner.

Das „netzwerk zukunft.familie“ soll vorrangig als Kommunikations- und Vernetzungsinstrument aller am Thema Familie interessierten und aller mit und für Familien arbeitenden Personen in Niederösterreich dienen. Die Auftaktveranstaltung und gleichzeitig erste Fachtagung zum „netzwerk zukunft.familie“ fand unter dem Titel „Zukunft gestalten durch familienfreundliche Gemeinden“ statt und wandte sich daher in einem ersten Schritt schwerpunktmäßig an Bürgermeister, Gemeinderäte und die 480 überwiegend ehrenamtlich tätigen Familienreferenten in den NÖ Gemeinden.

„Die Familienfreundlichkeit wird als Standortfaktor für die Gemeinden und für das ganze Bundesland in der heutigen Zeit immer wichtiger. Eine aktive Familienpolitik erweist sich dabei als Erfolgsfaktor für lebendige, zukunftsorientierte Gemeinden und Regionen. Angesichts der demographischen Entwicklung ist es ein Gebot der Stunde geeignete Initiativen zu setzen“, so Mikl-Leitner.

Ein neuer Serviceordner versorgt alle Mitglieder des „netzwerk zukunft.familie“ mit Infos zu den Förderungen und Angeboten des Landes und soll durch Aussendungen zu familienpolitischen Themen und Neuigkeiten stets aktuell gehalten und erweitert werden.


Am Podium begrüßte Familienlandesrätin Mikl-Leitner zahlreiche Experten, darunter LAbg. und Bgm. von Baden Erika Adensamer, den Bgm. von Markt Piesting und Dreistetten Ing. Gerhard Baumgartner, Dipl. Ing. Elisabeth Haberfellner von der LeaderRegion Triestingtal und LAbg. Bgm. Alfred Riedl, Vizepräsident des Österreichischen Gemeindebundes.

„Neben den Gemeinden wollen wir in weiterer Folge ganz gezielt die Wirtschaft ansprechen. Denn eines ist klar: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heute mehr als ein zentrales Anliegen moderner Familienpolitik. Familienorientierte Personalpolitik ist für viele erfolgreiche Unternehmen Teil einer vorausschauenden Unternehmensstrategie“, kündigte die Familienlandesrätin abschließend an.

Was brauchen Kinder, was wünschen Eltern?

Der Österreichische Familienbund hat am 25. Mai zur Enquete „Was brauchen Kinder, was wünschen Eltern?“ geladen. Mehr als 100 Teilnehmerinnen lauschten einen ganzen Tag lang den Ausführungen der Expertinnen aus dem In- und Ausland. Den Beginn machte die Präsentation der Studien des Instituts für Familienforschung „Kindgerechte außerfamiliale Kinderbetreuung für unter Dreijährige“. Die Studienleiterin Dr. Sabine Buchebner –Ferstl wies in ihrem Referat daraufhin, dass die Frage ob ein Kind unter drei Jahren außerfamilial betreut werden soll oder nicht, noch immer sehr kontrovers diskutiert wird. Zahlreiche Studien belegen, so Buchebner-Ferstl, dass prinzipielle Aussagen über Schaden und Nutzen von Fremdbetreuung nicht möglich sind, sondern, dass eine Reihe von Faktoren eine Rolle spielen.

Eckpfeiler einer kindgerechten Betreuung

Die Studienautorin macht drei Eckpfeiler einer kindgerechten außerfamilialen Betreuung aus:
1.Beziehung ist wichtiger als Pädagogik
Gerade für sehr kleine Kinder ist emotionale Zuwendung wichtiger als Pädagogik („Beziehung statt Erziehung“), das heißt, dass Erzieherinnen in erster Linie Bezugspersonen sein müssen. Das heißt aber auch, dass Erzieherinnen die Zeit haben müssen besonders in der Eingewöhnungsphase für das Kind das zu sein ohne, dass die anderen Kinder Schaden davon tragen. Dieses Wissen sollte eigentlich bedingen, dass die Gruppengröße für unter Dreijährige einen Betreuungschlüssel von 1:4 ( also eine Betreuerin für vier Kinder) nicht überschreiten darf.
2.Kontinuität und Vorhersagbarkeit
Kinder brauchen gerade in der Kleinkindphase Kontinuität und Rituale um ein Sicherheitsgefühl zu entwickeln, daher ist die maximale Betreuungsflexibilität für das Kind häufig nichts anderes als ständig wechselnde Gesichter in der Gruppe und ein stets Kommen und Gehen, das für das Kind nicht nachvollziehbar ist –ein Umfeld, das die Etablierung von Freundschaften und eines Wir-Gefühles nicht möglich macht. In einem Alter, wo der kognitive Zeithorizont noch sehr beschränkt ist, stellt das Erkennen eines immer wiederkehrenden zeitlichen Musters einen Anker dar, der Halt und Orientierung zu bieten vermag.
3.Förderliches Umfeld
Mit dem Vorhandensein stabiler Beziehungen und für das Kind nachvollziehbaren Vorhersagbarkeit von Abläufen und Situationen sind die wesentlichen Voraussetzungen für ein Sicherheitsgefühl des Kindes gegeben. Wesentlich dabei ist auch ein förderliches Umfeld, das sich vor allem in der räumlichen Gestaltung zeigt. Viel Freiraum im Haus und im Freien einerseits und ein pädagogisches Konzept andererseits, das es dem Kind ermöglicht, seine emotionellen, kognitiven und sozialen Fähigkeiten zu entwickeln.

Doz. Haug-Schnabel: Ab zwei Jahre halbtags im Kindergarten ist vertretbar

In die gleiche Richtung wie die Studienleiterin Buchebner-Ferstel wies auch die Entwicklungsbiologin Doz. Gabriele Haug-Schnabel, die sich schon in zahlreichen Publikationen mit der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kleinstkindern beschäftigt hat. Für Haug –Schnabel ist es vertretbar Kinder mit zwei Jahren in einen Kindergarten halbtags zu geben. Sie stellt aber ein klares Konzept vor ohne das eine reibungslose Eingewöhnung des Kindes nicht möglich ist. Für sie steht es außer Streit, dass jedes Kind elternbegleitet und bezugspersonenorientiert eingewöhnt werden muss. Eine Eingewöhnungsphase kann bis zu einem halben Jahr dauern. Wenn aber die Eltern nicht davon überzeugt sind ihr Kleinkind „fremd betreuen“ zu lassen, so spürt das das Kind sofort und wird auch die Betreuungsmöglichkeit ablehnen, so die Dozentin. In diesem Fall sage sie bei einem „Buchungsgespräche zu den Eltern : „Warten Sie, bis sie selbst davon überzeugt sind, ihr Kind außer Haus zu geben.“ Haug-Schnabel ist auch davon überzeugt, dass das Kind emotionale Zuwendung, geteilte Aufmerksamkeit und hohe Antwortbereitschaft braucht. Wichtig auch eine Respektierung der kindlichen Zeitvorstellungen. „Manche Kinder brauchen eben länger um sich einzugewöhnen- „Geben sie dem Kind die Zeit, die es braucht, nur dann wir es auch gerne in die Kinderbetreuungseinrichtung gehen.“

Frankreich: Das andere Denken

Die zehnfache Mutter und ehemalige Directrice einer ecole maternelle, Martine Liminski sieht Frankreich schon als Vorbild in der Familienpolitik, vor allem was die Einstellung zum Kind im generellen anbelangt. „Das Denken in Familie, in der individuellen Beziehung und Bindung zwischen Mutter und Kind hat Tradition und ist in Frankreich etwas ganz natürliches. Es ist noch selbstverständlich Kinder zu haben. Man geht viel unbefangener damit um, fragt nicht ob überhaupt, sonder wie man es bewerkstelligen kann, eine Familie zu managen und gleichzeitig außer Haus arbeiten zu müssen. Man kennt die Verteufelung des Herdes nicht und ebenso wenig den Begriff Rabenmutter. Wie Liminiski betonte werden nach Angaben der OECD nur 11% der Unter Dreijährigen in Frankreich in staatlichen Creches (Krippen) betreut. Der überwiegend Teil der Kinder wird von der eigenen Mutter oder einer Tagesmutter betreut. Ist eine Mutter außer Haus berufstätig dann meist in Teilzeit.

Anderer Lebensrhythmus

Wie Martine Liminski auch betonte, unterscheide sich der Lebensrhythmus der Franzosen markant von dem der Österreicher und der Deutschen. So gibt es zum Beispiel sowohl in der Kinderbetreuung als auch in den Betrieben eine zweistündige Mittagspause in der gemeinsam zu Hause gegessen wird. Auch wenn das mit zugebenermaßen viel Stress verbunden ist, so Liminski, schenken die Eltern das was sich Kinder nachweislich am meisten von ihren Eltern wünschen: Zeit. Schließlich sprach Liminski noch ein Lob den ecoles maternelles aus: Rund 30% der zweijährigen besuchen diese Betreuungsform, die keine Kindergärten im engeren Sinn sind, sondern Vorschulen, deren Programme seit mehr als einem halben Jahrhundert überdacht und erneuert werden, je nach dem Stand der Pädagogik und der Entwicklungspsychologie. Abschließend plädierte die zehnfache Mutter bei der gesamten Diskussion um die Kinderbetreuung nicht die drei „Z“ von Pestalozzi zu vergessen: Kinder brauchen Zuwendung, Zärtlichkeit und Zeit.

Vorarlberger Projekt „Kinder in der Mitte“

Die Vorarlberger Familienlandesrätin Dr. Greti Schmid berichtete von dem Vorarlberger Vorzeigeprojekt: Kinder in der Mitte“. Vorarlberg hat sich vorgenommen das kinderfreundlichste Land zu werden. Dafür soll Kinder- und Familienfreundlichkeit als Querschnittsmaterie in fünf Handlungsfelder zum Tragen kommen. Familie im engeren Sinn mit verstärkter Elternbildung, einem Ausbau des Familienpasses, Kochkursen und vieles mehr. Weiters plant Vorarlberg Kinderbetreuungseinrichtungen zu Familientreffs auszubauen. Das nachmittägliche Betreuungsangebot nach dem Bedarf der Eltern soll ebenso erweitert werden. Bei der Diskussion bekannte sich die Landesrätin dazu vor allem für die Kleinkindbetreuung mehr Geld „in die Hand nehmen zu wollen“, da dies die wichtigste und sensibleste Phase sei, in der Gruppengröße und Qualität von entscheidender Bedeutung sei.

Entwicklung vom Ausmaß der liebevollen Betreuung im Kleinkindalter abhängig

Die Ärztin und Entwicklungspsychologin Dr. Martina Leibovici-Mühlberger, selbst vierfache Mutter wies in ihrem Beitrag auf die Wichtigkeit des Ausmaßes einer erlebten liebevollen Betreuung in der frühen Kindheit hin. Das heißt so Leibovici-Mühlberger, Säuglinge und Kleinstkinder brauchen ein „kontinuierliches Angebot von koregulierten, reziproken, affektiven Interaktionen mit engen Bezugspersonen“. Das heißt auf gut Deutsch: Säuglinge wollen beachtet und liebgehabt werden und zwar vor allem von einer Bezugsperson, die sie im Blickfeld haben.Ein besonderes Anliegen ist Leibovici-Mühlberger auch die Qualitätssicherung in der Ausbildung. Innerhalb der EU-Staaten besteht eindeutig eine Tendenz zu universitären Ausbildung. Zur Zeit zeige sich aber noch in der EU für die Arbeit mit unter Dreijährigen ein buntes Qualifikationsbild. Während die nordischen und baltischen EU Länder und auch Slowenien eine altersübergreifende Hochschulausbildung für die Arbeit mit Kindern von Null bis sechs Jahren eingeführt haben, gilt das für die Mehrheit der EU-Länder nicht.

Mittwoch, 17. Juni 2009

FPÖ beantragt verpflichtendes Vorschuljahr statt Pflichtkindergarten



Entschließungsantrag


der Abgeordneten Kitzmüller
und weiterer Abgeordneter

betreffend den kostenlosen halbtägigen Kindergarten und die verpflichtende Vorschule für Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt 4, Bericht des Familienausschusses über die Regierungsvorlage (205 d.B.): Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG über die Einführung der halbtägig kostenlosen und verpflichtenden frühen Förderung in institutionellen Kinderbetreuungs-einrichtungen (210 d.B.), in der 27. Sitzung des Nationalrates am 17. Juni 2009

Der Besuch des Kindergartens stellt einen wichtigen Beitrag zur sozialen und kulturellen Entwicklung der Kinder dar. Der kostenlose Kindergartenbesuch ist daher absolut zu befürworten.

Der verpflichtende Kindergartenbesuch für 5-Jährige stellt jedoch einen massiven Eingriff in die Gestaltungsfreiheit des Familienlebens dar, der allein unter der Begründung, dass Kinder mit Migrationshintergrund, die kaum oder gar nicht deutsch sprechen dadurch besser auf die Schule vorbereitet werden könnten, nicht gerechtfertigt erscheint.

Die Ergebnisse der Studie zur „Frühkindlichen Sprachstandsfeststellung im Kindergarten“, welche im Frühjahr dieses Jahres vom „bifie“ (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens) herausgegeben wurde, lässt auch Schlüsse auf die Auswirkungen des Pflichtkindergartens auf die Fortentwicklung der Sprachkenntnisse nach und während des Kindergartenbesuchs zu.

Bei der Studie wurde in mehreren Bundesländern der Sprachstand der Kindergartenkinder und der damit einhergehende Förderbedarf ermittelt. So haben beispielsweise in Kärnten 93,1% der türkischen Kinder im Kindergarten einen Förderbedarf. In Salzburg sind es 92,8%, in der Steiermark 72,9%. In Wien, wo sich bekanntlich nur ein Teil der Migrantenkinder überhaupt in Kinderbetreuung befinden und man bei diesen durchaus von einer positiven Auslese sprechen kann, weil nur Eltern, die der Integration grundsätzlich positiv gegenüberstehen, ihre Kinder in den Kindergarten geben, wurde trotz aller Integrationsbemühungen mit zusätzlichen Betreuern, etc. ein Förderbedarfsanteil von 80,2% bei Wiener Kindergartenkindern mit türkischer Herkunft ermittelt. Bei Kindergartenkindern aus Ex-Jugoslawien wurden Anteile beim Förderbedarf zwischen 50 und 60% erreicht. Kinder mit deutscher Erstsprache kommen auf etwa 10% Förderanteil. Dabei handelt es sich um Kinder, die bereits jetzt einen Kindergarten besuchen. Wenn nun jene Familien mit Migrationshintergrund, die ihre Kinder derzeit noch nicht im Kindergarten untergebracht haben, diese durch die beschlossene Verpflichtung in den Kindergarten geben, wird sich dadurch die soziale und sprachliche Entwicklung der jetzigen Kindergartenkinder erschweren.

Mit folgenden weiteren Auswirkungen ist durch die Einführung der Kindergartenpflicht zu rechnen:

Die Auswirkungen in ländlichen Gemeinden, wo ohnehin schon fast jedes 5-Jährige Kind den Kindergarten besucht, werden sich in Grenzen halten. In den Ballungszentren mit höheren Migrantenanteilen wird es jedoch zu Problemen kommen. Dazu muss kurz ausgeholt werden. Der Erwerb der deutschen Sprache kann in Kindergartengruppen gut funktionieren, wenn das Kind mit fremder Muttersprache in einer Gruppe mit möglichst wenigen oder keinen anderen Kindern aus dem gleichen Sprachraum zusammentrifft, es also mehr oder weniger gezwungen ist, sich mit den Kindern in der deutschen Landessprache auszutauschen. Anders sieht es aus, wenn mehrere Kinder oder gar eine Mehrheit aus dem gleichen fremdsprachigen Sprachraum stammen. Dann funktioniert der Spracherwerb ohne ein mehr oder weniger verschultes System nur schwer oder gar nicht. Dieser Fall wird vor allem in Wien, den Landeshauptstädten und weiteren Städten und Gemeinden mit hohen Migrantenanteilen eintreten. Es ist zu befürchten, dass heimische Mittelstands-Familien, die es sich irgendwie leisten können, in private Einrichtungen ausweichen. Die aus ökonomisch schwächeren Familien stammenden einheimischen Kinder könnten sich dann einer migrantischen Mehrheit im öffentlichen Kindergarten gegenübersehen. In welche Richtung die Integration dann abläuft, ist einleuchtend.

Aufgrund der schon jetzt absehbaren mäßigen Auswirkungen des Pflichtkindergartens auf die sprachliche Kompetenz von Kindern mit Migrationshintergrund ist zu befürchten, dass nach einer entsprechenden Evaluierung in einigen Jahren die Kindergartenpflicht auch auf jüngere Kinder ausgedehnt wird.

Der einzig zielführende Weg zum rechtzeitigen Spracherwerb vor der Einschulung stellt ein verpflichtendes Vorschuljahr für 5-Jährige Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen dar. In der Vorschule könnte der Spracherwerb durch Lehrer in schulähnlicher Struktur erfolgen. Sollte das Lernziel, nämlich ausreichende Sprachkenntnisse für die Einschulung nach einem Vorschuljahr nicht erreicht werden, könnte ein weiteres „Sprach“-Jahr in der Vorschule absolviert werden, um mit 7 Jahren entsprechend gerüstet dem Volksschul-Regelunterricht in der Unterrichtssprache Deutsch folgen zu können.

Die unterfertigten Abgeordneten sind der Meinung, dass es nicht zielführend ist, alle gesellschaftspolitischen Fehlentwicklungen zur vermeintlichen Lösung in den Kindergarten abzuschieben, da dieser dafür nicht eingerichtet wurde. Der Kindergarten ist der Ort, an dem Kindern grundlegende Kulturtechniken vermittelt, sowie die Sozialisation, Eingliederung in eine Gruppe und der Umgang miteinander entwickelt und verbessert werden sollen.

Ähnlich wird dies offenbar von Seiten der Kindergartenpädagogen gesehen. Während in der Bundesrepublik Deutschland zehntausende Erzieherinnen streiken, regt sich auch in Österreich Unmut. In der Tageszeitung „Österreich“ war am 17. Juni 2009 unter anderem folgendes zu lesen:

„(…) Heute fixiert das Parlament den (Anm.: verpflichtenden) Gratis-Kindergarten. Doch die Kindergartenpädagoginnen fürchten schlechte Arbeitsbedingungen – und wollen streiken. (…) Die Kindergarten-pädagoginnen aber proben indes den Aufstand. Untragbar seien die Arbeitsbedingungen bereits jetzt. Zu wenig Lohn und Überforderung machen den Pädagoginnen zu schaffen – schon nächste Woche könnte es in Wien zu ersten Protestaktionen kommen, in Salzburg ist überhaupt von Streik die Rede.
Zu viele Kinder pro Pädagogin. Die Pädagoginnen befürchten Verschlechterungen durch den (Anm.: verpflichtenden) Gratis-Kindergarten: „In Wien sollten zwar per Gesetz höchstens 25 Kinder auf eine Kindergärtnerin kommen, aber es gibt schon illegale Praktiken“, so Tina Botka von der Plattform Kindergartenaufstand, bei der sich Wiener und niederösterreichische Pädagoginnen vernetzen. „Man meldet 27 Kinder an und sagt, dass eh immer zwei krank sind. Individuelle Förderung ist so unmöglich.“ (…)“

Eine weitere Befürchtung der Unterfertigten, die die Einführung einer verpflichtenden Vorschule unterstützt, besteht darin, dass absolut integrationsunwillige Migranten dem verpflichtenden Kindergarten ausweichen könnten, indem einzelne Elternteile über eine Tageselternausbildung die Betreuung der eigenen Kinder und gegebenenfalls der Nachbarskinder selbst und ohne Integrationsfortschritt (steuerlich absetzbar) durchführen. Diese Ausweichmöglichkeiten bestünden bei einer verpflichtenden Vorschule nicht.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, mit den Ländern in Verhandlung zu treten und dem Nationalrat entsprechende Regierungsvorlagen zuzuleiten, welche unter anderem folgende Punkte beinhaltet:

1. Die Einführung des bundesweiten halbtägigen kostenlosen Kindergartens für österreichische Staatsbürger und EU-Bürger ab Vollendung des dritten Lebensjahres bis zum Schuleintritt.

2. Die Einführung einer verpflichtenden Vorschule für Kinder mit Wohnsitz in Österreich im letzten Jahr vor der Einschulung, wenn diese die deutsche Sprache für eine ordentliche Teilnahme am Volksschulunterricht nicht ausreichend beherrschen.“

Sonntag, 7. Juni 2009

FPÖ gegen 15a-Vereinbarung - Pflichtkindergarten



Einführung des verpflichtenden Kindergartens wird das Hauptziel, nämlich den Spracherwerb für Kinder mit Migrationshintergrund, nicht erreichen

Die, am 5. Juni 2009 im Familienausschuss verabschiedete "15a-Vereinbarung" zwischen Bund und Ländern, betreffend der Einführung des verpflichtenden Kindergartens werde das Hauptziel, nämlich den Spracherwerb für Kinder mit Migrationshintergrund zu erleichtern, nicht erreichen. Dies halten die freiheitlichen Mitglieder des Familienausschusses konkret fest. FPÖ-Frauensprecherin NAbg. Carmen Gartelgruber und FPÖ-Familiensprecherin NAbg. Anneliese Kitzmüller stellen weiter fest, dass, ganz im Gegenteil, davon auszugehen sei, dass sich die Situation an den Kindergärten im Städtischen Bereich (vor allem in Wien) verschärfen werde. "Im ländlichen Raum besuchen schon derzeit fast alle 5-Jährigen den Kindergarten. Kinder mit Migrationshintergrund schaffen den Spracherwerb in Landgemeinden relativ rasch, da sich in diesen Kindergartengruppen nur wenige bis keine anderen Kinder aus demselben Kulturkreis befinden. Wenn ein Polnisches, ungarisches, serbisches oder türkisches Kind in einer Gruppe mit überwiegend einheimischen Kindern und keinen Kindern mit derselben Muttersprache befindet, bleibt nichts anderes übrig, als die deutsche Sprache anzunehmen", so Gartelgruber. Anders sehe dies freilich im urbanen Bereich aus, "wo sich schon jetzt in vielen Gruppen die einheimischen Kinder einer migrantischen Mehrheit gegenübersehen." In solchen Gruppen könne der Spracherwerb nur über ein verschultes oder kursähnliches Konzept erfolgen, da sich die Kinder aus demselben Kulturkreis klarerweise untereinander in der Muttersprache austauschten.

Der Bericht über die frühkindliche Sprachstandsfeststellung des Bifie (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens) aus diesem Frühjahr zeige die Probleme am Beispiel Wien auf, erklärt die freiheitliche Familiensprecherin, Anneliese Kitzmüller: "Während beispielsweise von den türkischstämmigen Kindern in Wien, die keinen Kindergarten besuchen unglaubliche 94% einen Förderbedarf aufweisen, sind es unter den türkischstämmigen Kindern im Kindergarten noch immer 80%. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Entscheidung türkischer Eltern, ihre Kinder in den Kindergarten zu geben ja schon eine positive Auslese darstellt, da nur jene diese Entscheidung treffen, die einem Erwerb der deutschen Sprache der Kinder grundsätzlich positiv gegenüber stehen. Die sprachlichen Erfolge im Kindergartensystem sind bei Gruppen mit hohem Migrantenanteil also kaum erkennbar."

Durch den zwingenden Besuch des letzten Kindergartenjahres in Wien würden wohl eher integrationsunwillige Migrantenfamilien verpflichtet werden, stellen Gartelgruber und Kitzmüller fest. "DieBetreuungsquote der 5-Jährigen lag in Wien im Jahr 2007 bei nur 91,9% (Bundesschnitt 96,3). Durch den zu erwartenden massiven Zustrom von integrationsfernen Migrantenkindern wird nicht nur die Qualität der Kindergärten für einheimische Kinder sondern auch für integrationswillige Kinder verschlechtert. In Anbetracht der ohnehin schon hohen Migrantenanteile in den Wiener Kindergärten (schon jetzt 43,9%) ist von einem massiven Qualitätsverlust auszugehen.

Einheimische, die es sich nur irgendwie leisten können, werden auf private Betreuungseinrichtungen ausweichen und die Kinder jener, die sich diesen Schritt nicht leisten können einer migrantischen Mehrheit in den Kindergartengruppen überlassen. In welche Richtung die Integration dann verlaufen wird muss nicht eigens behandelt werden", betont Gartelgruber.

Es stehe heute eigentlich schon fest, dass die eher weltfremden, fast törichten und weit überzogenen Erwartungen der anderen Parteien nicht erfüllt würden. Daraus werde in ein bis zwei Jahren dann der Schluss gezogen werden, dass die Kindergartenpflicht weiter auf jüngere Kinder auszudehnen sei. "Diesem - logischen - Schritt wollen wir schon heute entgegentreten indem wir diesem Vertrag zwischen Bund und Ländern nicht zustimmen. Schon der jetzt beschlossene Eingriff in die Entscheidungsfreiheit der Familien geht uns Freiheitlichen in Anbetracht des zu erwartenden Ergebnisses zu weit. Unser Zugang zum vorschulischen Spracherwerb heißt: verpflichtende Vorschule ab 5 Jahren für Kinder mit mangelnden Sprachkenntnissen", stellt FPÖ-Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller im Namen der fünf freiheitlichen Mitglieder des Familienausschusses, welche übrigens selbst Eltern von insgesamt 12 Kindern seien, fest.